Salarias fasciatus
Der Algenvertilger im Salzwasser
Einmal keine Chemie und keine Bauanleitung sondern einfach eine Sympathieerklärung für einen Fisch :-)
In den Seewassereinstiegtips (und auch in anderer Literatur) kann man lesen, daß der gestreifte Schleimfisch wohl als erster Fischbesatz sinnvoll ist, da er der beste Algenvertilger ist. Somit war auch in meinem Minisalzwasserbecken ein Salarias fasciatus der erste Fisch. Besonders auffällig gefärbt ist er ja nicht - grau mit helleren und dunkleren Streifen und Flecken - nur die Augen schillern etwas bunt. Als Schleimfisch hat er keine Schuppen somdern eben eine schleimige Oberhaut und außerdem keine Schwimmblase, sodaß er sich beim Schwimmen nur durch den Antrieb der Schwimmbewegung im freien Wasser bewegen kann.
Schon beim Kauf gefiel mir aber der Fisch, weil er ein so "lustiges" Aussehen hat. Seine großen Augen, die er oft und neugierig bewegt, sein Schwimmverhalten, das durch die fehlende Schwimmblase immer etwas unbeholfen wirkt und sein Verhalten - Alles und Jedes zu erkunden - wirkt irgendwie "sympathisch". In der Folge sollte der Fisch der Liebling der ganzen Familie werden :-).
Als der Schleimi sein Revier in Besitz nahm, war er erst einmal mehrere Tage kaum zu sehen - und wenn man ihn sah und er den Betrachter wahrnahm schoß er mit einem Satz in Deckung in eine Höhlung der Steinaufbauten. Im Becken selber bildeten sich schön langsam braune Schmieralgen (während der Einfahrphase). Alle Algen ließen den Fisch aber unbeeindruckt, es machte nicht den Eindruck, daß er sich seiner ihm zugedachten Hauptaufgabe (der Algenvernichtung) widmen würde. Fast 2 Wochen konnte ich keine Nahrungsaufnahme beobachten.
Schön langsam wuchs fast Alles im Becken mit einer bräunlichen Algenschicht zu. Und endlich begann der Fisch mit seiner charakteristischen Art, an den Steinen und Glaswänden die Algen zu fressen. Eine Woche lang glich er dann bald eher einem Kugelfisch, so dick war sein Bauch. Tatsächlich wurden innerhalb küzester Zeit alle schleimigen Braunalgen eliminiert. Die Wochen danach versuchte er immer wieder, von den Scheiben und der Beckendekoration die leckeren braunen Algen zu finden, aber nach der Verringerung des Silikatwertes entstanden kaum braune Schmieralgen mehr und die sich jetzt bildenden grünen und roten Algen rührte er nicht an.
Seine Scheuheit legte der Schleimfisch noch nicht ab, nach wie vor sah man meistens nur eine "Staubwolke" wenn man vor das Becken kam. Mit anderen Tieren wie Korallen oder Anemonen oder auch kleineren Fischen ( z.B.: Demoisellen) gab es keinerlei Probleme - er knabberte nichts an sondern suchte nur immer wieder nach den Braunalgen. Viele Wochen war ich besorgt, da er anscheinend nichts Anders fraß und von den geringen Mengen seiner Lieblingsalgen jetzt sicher nicht satt wurde.
Es sah aber so aus, als ob er die anderen Fische immer wieder sehr aufmerksam beobachtete, wenn sie gefüttert wurden - mit Lebendfutter, Muschelfleisch oder auch Trockenfutter etc. Es dauerte aber noch etliche Tage bis ich den Schleimfisch zum ersten Mal beobachten konnte, daß er nach einem langsam zu Boden fallendes Stückchen Muschelfleisch schnappte und fraß. Jetzt war der Bann gebrochen - es gab eifrigstes Wettschwimmen um jeden einzelnen Futterbrocken! Wenn Lebendfutter ins Becken kam flitzte er nur so herum um möglicht viel von den neuentdeckten Appetithappen zu erwischen.
In der Zwischenzeit hat er auch gelernt, daß das komische Tier
vor dem Salzwasserbecken (ich) oft dann auftauchte, wenn es Futter gab. Somit
war auch plötzlich alle Scheu hinweg - wenn ich vor das Becken kam tauchte
jetzt der Schleimi sofort auf und schwamm eiligst zu der Stelle, wo normalerweise
das Futter eingeworfen wird. Als mein Sohn einmal Trockenfutter zwischen
den Fingern dort hineinstreuen wollte, war der Schleimfisch so gierig, daß
er gut 5 Zentimeter aus dem Wasser schoß und in den Finger, dem
vermeintlichen Futter, zwickte. Der Schreck war erst groß - das Lachen
nahm anschließend fast kein Ende...
Man kann den Schleimfisch jetzt, nach über einem Jahr, praktisch aus
der Hand füttern, er hat jede Scheu abgelegt. Sein Selbstbewußtsein
ist so groß geworden, daß er einmal, als ich bei geringen
Umgestaltungen im Becken einen etwa 8 Zentimeter großen Stein
vorübergehend vor seiner Lieblingshöhle ablegen wollte, er diesen
Stein mit wilden Stößen aus dem Weg beförderte.
Sein Freßverhalten ist jetzt so, daß er alles frißt außer
Algen <g> - wobei andere Algen als die braunen Schmieralgen sowieso
nie angerührt wurden. Ob diese Futterumstellung auf "Allesfresser" auch
in einem bereits eingefahrenem Becken ohne braune Schmieralgen funktinieren
würde, wage ich nicht zu beurteilen. Auch hat es so ausgesehen, als
ob die Fütterung der anderen Fische einen gewissen Lerneffekt
ausgelöst hätte.
Ich kann sagen, daß ich so einen interessanten Fisch im Aquarium noch nicht hatte, sein Verhalten und die Eigenarten erfreuen mich immer wieder. Irgendwie sieht er wie ein kleiner neugieriger Schelm aus, der dauernd auf der Suche nach Abenteuern und Futter ist. Ein sehr interessanter Aquariumbewohner der auch sehr zutraulich wird und durch sein eigenartiges Verhalten immer wieder Aufsehen erregt.
Schönen Dank an Thomas Schuldt aus Düsseldorf für das übersandte Foto:
Besten Dank an Fritz Ringseis für die Fotos: