Erfahrungen

250/1250 Newtontelekop (Dobson) von GSO

Erfahrungen mit dem 10 Zoll GSO-Dobson

Als bisheriger Verwender von durchwegs parallaktisch montierten Teleskopen (derzeit ein 250er Newton fix), hatte ich als Grossstadtbeobachter den Nachteil der Lichtverschmutzung. Um dieser zu entgehen besitze ich als "Urlaubsteleskop" einen 102/1000 Refraktor parallaktisch montiert und mit RA-Nachführung.

Mit der Zeit entstand der Plan ein gerade noch einfach transportables grosses Teleskop für Ausflüge in die nähere Umgebung bei dunklerem Himmel anzuschaffen. parallaktische Montierung wuerde es diesmal nicht werden: Planeten und Doppelsterne bei höchsten Vergrößerungen mit Nachführung kann ich in der Grossstadt auch bequem beobachten. Fotografie war unterwegs nicht angedacht, vielmehr wollte ich endlich auch dünklere Deepskyobjekte beobachten - nur praktisch konnte ich mir die Beobachtung und Nachführung mit einem Dobson nicht so recht vorstellen.

Die Suche im WWW brachte dann bald die Entscheidung: es sollte ein 10 Zoll/1250mm GSO Dobson von Wolfgang Ransburg werden. Die garantierte Qualitaet und einige positive Berichte ueber GSO-Dobsons von W.R. sowie die problemlose Bestell- und Bezahlmöglichkeit auch aus dem Ausland (kannte ich schon von einer früheren Bestellung) machten meine Entscheidung leicht.

Die Bestellung ging per e-mail und die Lieferung erfolgte bald. Rechnung lag bei und Bezahlung mittels Europaüberweisung (es gibt auch ein österreichisches Konto).

Die Bestandsaufnahme der Lieferung ergab eine interessante geringe Änderung: anstatt dem 9mm- Plössel Okular war die Okularhalteschiene dabei. Das war für mich sehr erfreulich, da ich ja schon einige Okulare besitze. Eine Rückfrage per e-mail bei W.R. ergab, dass es sich um die neue Grundausstattung handle. Auf der Homepage ist allerdings immer noch die Grundausstattung mit zwei Okularen angegeben - hier wäre vielleicht die Wahlmoeglichkeit nicht schlecht. Das 9mm Plössel bestellte ich trotzdem nach (Sonderpreis :-) ), es sollte das 9mm Kellner ersetzen. Die Plössel-Okulare (9 und 25 mm) machen einen recht brauchbaren Eindruck und sind im Vergleich zu den Kellner-Okularen besser (grösseres Gesichsfeld und Randschärfe, praktisch keine Reflexe und Augenmuschel).

Bei der Durchsicht der Teile bemerkte ich einen einzigen Fehler: der massive 2 Zoll-Metall-Okularauszug hatte einen Längssprung, der aussen von der Fertigung her mit der Farbschutzschicht fast nicht zu sehen war, nach Ausbau des Auszuges aber an der Innenseite deutlich fast in voller Länge des Auszuges zu sehen war. Der Auszug war auch dadurch nicht vollständig spielfrei. Mein erst etwas frustiges Gefühl betreffend möglichem Umtausch und Hin- und Herschickversandkosten etc. wurde nach e-mail mit Wolfgang Ransburg sehr beruhigt: nach wenigen Tagen hatte ich formlos und kostenlos den Ersatzauszug in Händen und nach Montage zeigte sich ein vollkommen spielfreier und leichtgängiger Auszug :-)

Beim Aufbau der Rockerbox muss man sich wohl oder übel an die beiliegende "Explosionsskizze" halten, die allerdings - besonders für Anfänger - nicht alle Fragen sofort klärt. Es gelingt aber dann doch ohne grössere Probleme.

"Vorgewarnt" aus anderen Berichten pruefte ich dann die Lagerung in Azimut und Höhe. Die Höhenlager liegen auf je zwei Gleitplättchen auf, die so angeordnet sind, dass die Lager beim Einhängen der Spannfedern an der Holzkonstruktion reiben. Ob das bewusst so angeordnet wurde ist mir unbekannt, jedenfalls bewirkt dieser Effekt, dass die Lagerung in der Höhe so praktisch ideal feinfuühlig ist, die Nachführung ist so problemlos. Was überhaupt nicht problemlos war ist die Ausgewoogenheit des Tubus. Fast in jeder unterschiedlichen Stellung hatte er eine andere Tendenz sich zu bewegen. Da durch die "Aufbauten" (Auszug und Sucher) ja schon rein konstruktiv eine komplette Ausgewoogenheit bei mittiger Anbringung der Höhenlager am Tubus unmöglich ist, hatte ich schon vorsorglich zwei grosse "Aquariummagnete" (Scheibenreiniger) besorgt und mit deren Hilfe war das Ausgleichen der Balance des Tubus sehr gut zu erledigen. Jetzt war Nachführen und Okularwechsel wirklich kein Problem mehr. Solche Magnete kann man als Grundausruestung gleich mit vorsehen.

Die horizontale Lagerung erfolgt durch 3 kleine Gleitflächen, welche zwischen den zwei Grundplatten gleiten, wobei die Platten durch eine mittig angebrachte Schraube samt Mutter geführt werden. Diese Schraube sollte man nur handfest anziehen um die Reibung nicht zu erhhöhen. Wenn man die Grundpltte mit Autowachs einlässt und poliert, dann zeigt sich bei der Beobachtung gerade die richtige Gleitfaähigkeit. Ohne Wachs ist tatsächlich die Bewegung zu schwer.

Der Sucher erschien mir riesengross, bisher kannte ich ja nur so 8 mal 30 Sucher und da war der 50-Millimetersucher ja schon fast ein Fernrohr dagegen. Die Frontlinse hatte etwas Spiel (wohl vom Transport), das konnte man nachziehen. Die Anbringung am Tubus mit Schwalbenschwanz war nicht gerade eine Hochpräzisionsarbeit (Spiel), die Befestingungsschraube hält den Sucher aber problemlos. Die Grundplatte musste noch etwas verdreht werden um eine parallele Ausrichtung zu ermöglichen. Dann war die Sucheranbringung und Einstellung problemlos möglich. Bei der späteren Beobachtung unter dunklerem Himmel stellte ich mit Zufriedenheit fest, dass ich in einem Sucher bisher noch nie so viel sah, manchmal erinnerte mich das Sucherbild des 50mm Sucher an Stadtbeobachtungen mit dem 114 mm Newton aus meiner Beginnerzeit.

Das Fadenkreuz des Suchers ist unter Stadtbedingungen ok, unter dunklem Himmel ist es nicht zu sehen. Was mir sehr rasch auffiel: bei den bisherigen parallaktisch montierten Teleskopen war das Ausuchen eines Leitsternes bei weitem einfacher, man konnte am Teleskop entlang zielen, was beim Dobson praktisch unmöglich ist. Meine nächste Anschaffung war ein Telrad, wodurch sich das Aufsuchen dann wieder äusserst komfortabel gestaltete: Leitstern im Telrad - weiterhoppsen im Sucher und abschliessend durchs Okular weiterbeobachten.

Der Tubus ist aus gewickeltem Stahlblech und macht einen sehr stabilen Eindruck und ist beim Halten an den beiden Höhenlagern auch leicht transportabel. Den Fangspiegel haelt eine dreiarmige Spinne aus sehr stabilen Streben. Bei der Beobachtung ist der dadurch hervorgerufene "sechszackige Stern" nur um sehr helle Sterne bemerkbar. Der Hauptspiegle wird am Tubusende durch eine massive Eisenplatte geschuetzt, etwas irritierend sind die herausstehenden Justier- und Fixierschrauben fuer den Hauptspiegel - was in der Praxis aber bisher zu keinen Problemen fuehrte. Die Justierung war nach dem langen Transport recht gut, mittels Justierlaser war der Laserpunkt lediglich etwa 3 Zentimeter aus der Mitte des Hauptspiegels und die Justierung hält bisher nach einigen Transporten und Auf- und Abmontagen sehr gut.

Betreffend Auf- und Abbau: oouhh war das ein positives Erlebnis: Rockerbox aus dem Kofferraum auf den Boden stellen, Tubus von der Rueckbank daraufsetzen und beobachten :-) So unwahrscheinlich schnell, dass ich beim Aufstellen des Dreibein samt 102/1000-Refraktors recht alt dagegen aussehe. Ein Telradfinder (oder aehnlich) ist aeusserst hilfreich zum Auffinden der Leitsterne. Man kann sehr bequem in einem Stuhl beobachten, besonders dieser Klappstuehl (als "Bügelhilfe" im Baumarkt erhaeltlich) macht langes beobachten komfortabel. Die Okularablageschiene ist sehr hilfreich - soweit man sie in der Finsternis auch findet ;-) (schwarz auf schwarz wie Neger im Tunnel).

Zur Beobachtung selber: Die Milchstrasse war ohne jede Dunkeladaptierung sehr schoen frei sichtbar, die Grenzhelligkeit lag wohl über 5 mag. Im Teleskop sind die Sterne feine winzige Punkte, ein heller Stern ergibt exakt gleiche Bilder vor und hinter dem Scharfstellpunkt. Der Auszug ist wirklich sehr exakt und spielfrei und gleichzeitig so leichtgängig, dass beim Scharfstellen das Objekt nur ausnahmsweise aus dem Sehfeld geschubst wird. Die (mir) ungewohnte Nachführung ist leicht und schnell fast selbstverständlich. Ab etwa 300 mal wird das Nachfuühren mühsamer - Planeten und enge Doppelsterne sind nicht am idealsten zu beobachten; obwohl am noch recht tiefstehenden Saturn die Teilung im Ring rundum zu sehen ist, alle Deteils wie bei besten Verhältnissen in der Stadt sind sichtbar (Ring samt Schatten auf Planet, ein bis zwei Bänder auf dem Planet, einige Monde).

Gleich danben die rel. tief stehenden Plejaden waren deswegen überraschend, weil ich bisher die helleren Sterne auch etwas grösser gesehen habe - hier unterschieden sie sich fast ausschliesslich durch die Helligkeit!

Nachdem von Süden schoen langsam der Himmel mit Wolken zuzuziehen begann noch rasch einige Test am Himmel. M31 der Andromedanebel war ein Genuss, gross wie noch nie gesehen (wohl an die zwei Grad oder mehr Durchmesser) und einige Strukturen in der Galaxie, mt DS-Filter doch noch etwas mehr zu sehen. Beide Begleitgalaxien sind leicht zu sehen. Der Doppelsternhaufen im Perseus ist ein Genuss, auch hier wieder der Effekt, dass mir die unterschiedlich grossen Sterne abgehen - alles Punkte. Noch tief: aber erstmals wollte ich auch den Krebsnebel M1 sehen: das Linke Horn des Stiers stand noch sehr tief knapp hinter den Ästen eines Baumes, aber M1 selber war frei - und da sah ich ihn erstmal den ungleichmaessigen relativ grossen und etwas strukturierten Fleck. Schön langsam wurde es eng - gerade noch der Norden war frei und so suchte ich noch M81/M82 auf. In Wien hatte ich ein mal M81 als erahnbaren unscheinbaren kleinen Fleck gesehen - das ist schon ein Erlebnis: beide Galaxien hell und deutlich gemeinsam im Okular, man kann ganz schoen vergroessern und sieht noch immer genug :-) ... 10 Minuten später war ich auf der Heimfahrt, alles verstaut und die Wärmeschutzüberhose ausgezogen ... superschnell geht das Abbauen ...

Bin vollauf begeistert vom Kosten/Nutzen des Gerätes und natuerlich auch durch die zuvorkommende Betreuung durch W.R. Die kleinen Besonderheiten betreffend Rockerbox und Bauanleitung waeren an sich auch schon vom Erzeuger/Versender aenderbar oder man kann natürlich - gewusst wie - selber etwas Hand anlegen.